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„Ohne die Kälte des Winters gäbe es die Wärme des Frühlings nicht" Ho Chi Minh

Freitag, 15. Januar 2021

Vorgarten

 Gartenzaun: davor und dahinter

 

Da der Vorgarten als Repräsentationsfläche gilt, wird auf seine Gestaltung meist besonderen Wert gelegt. So steht es bei Wikipedia!

 

 Ich weiß nicht wie die darauf kommen und wo recherchiert wurde, die Vorgärten, die mir begegnen sind zum größten Teil leer, betoniert, gepflastert oder verwahrlost. Mülltonnen sind oft das erste was ins Auge sticht und im Sommer eventuell noch intensive Gerüche freisetzen. Auch gerne werden Koniferenhecken als Abschottung genommen, streng in Form geschnitten und undurchsichtig wie eine dunkle Mauer. Na klar, die machen ja wenigstens keinen Dreck und der Hausherr kann sich mit diversen stinkenden und lautstarken Mordinstrumenten wie Kettensägen, seine Aggressionen abbauen. Gestutzt, gedemütigt, in Form gezwängt und zum tristen Dasein verdonnert, stehen sie wie lebende Mahnmale.







 

Wenn ich durch die Wohngebiete laufe, staune ich immer wieder über die doch überaus ordentlichen Bürgersteige. Es wird peinlich darauf geachtet, dass bloß kein Pflänzchen seinen Platz im Garten verlässt! Selbst Blütenrispen oder Zweige, die sich eventuell zu weit aus dem "Gartenfenster" lehnen, müssen gestutzt werden. Das letzte Unkraut wird mit Gift, Flammenwerfer oder anderen Methoden besiegt, Hauptsache ordentlich!

 

 Die Ordnung kennt Grenzen!

 

Bei mir ist das anders. Meine grünen Freunde haben die Ritze zwischen Bürgersteig und Gartenmauer für sich in Anspruch genommen. Flockenblumen, Spornblume, Alchemilla, Klee und sogar eine Herbstanemone versuchen sich, auf engstem Raum, zu etablieren. Ich finde es überaus charmant und lasse diese vorwitzigen Pflänzchen gewähren. Auch Moos darf sich präsentieren, im Sommer schwindet es sowieso durch die Trockenheit.




Der Efeu krabbelt über das kleine Mäuerchen und reckt seine Ranken zum Licht. Auch der Lavendel kann mit der Begrenzung nichts anfangen und lugt vorwitzig zwischen den Stäben hervor. Die Staudenwicke sitzt in den Starlöchern und bringt hoffentlich eine üppige Blütenpracht.



 

Ebenso meine Rose, die im Vorgarten einen optischen Höhepunkt darstellt, darf ihre hübschen Blüten gerne den vorrübergehenden Passanten entgegenrecken. Da der Bürgersteig sehr breit ist, haben Mensch und Pflanze genügend Raum. Mir ist schon bewusst das ein Gehweg keine Stolperfalle sein sollte! Aber so ein bisschen Lässigkeit gibt Raum für Überraschungen.





Lediglich im Sommer muss ich ab und zu Weinbergschnecken retten, die anscheinend die Orientierung verloren haben. Verwirrt schleichen sie auf dem Asphalt und wissen den Heimweg nicht mehr. 

 


 

 

Wie schön ist ein lebendiger, bunter Vorgarten, der zum Verweilen einlädt und dem Auge schmeichelt. Selbst in dieser Jahreszeit, mit abgestorbenen Pflanzenfragmenten, hat er seinen Reiz. Auch wenn Nachbars Gartenhecke überaus korrekt zurechtgestutzt, meinen Garten noch "unordentlicher" erscheinen lässt.  Diese Spezies ist von dem Aussterben bedroht. Haben wir Angst vor den Pflanzen? Oder ist der Arbeitsaufwand zu groß? Warum haben wir Gärten, wenn wir sie verwaisen lassen, zubetonieren oder als Last empfinden?

Ich freue mich schon auf den Februar, wenn meine Schneeglöckchen Armee den Vorgarten wieder mit Leben erweckt. Dann werden die ersten Insekten sich an dem Nektar und Pollen bedienen, der in dieser kalten Zeit so wichtig ist!

 


 

Galanthus nivalis ist eine heimische Staude, die Wildbienen Nahrung bietet! Sie wird max. 30cm hoch. Auch Winterling, Kornelkirsche und Weiden bieten zeitig eine Nahrungsquelle.




Wenn die schneeglöckchen verblüht sind und die Ameisen die Samen ordentlich verbreitet haben, dann fange ich langsam an die abgestorbenen Pflanzenteile abzuscheiden, damit der Neuaustrieb ungehindert beginnen kann.

 


6 Kommentare:

  1. Ja, das ist echt traurig wie die Vorgärten teilweise zu Stellflächen umfunktioniert werden und alles gepflastert wird, sodass kein Regenwurm mehr existieren kann. Mir fällt das im Moment auch auf weil wir am Wochenende ja nichts anderes können als im Wohnort durch die Straßen zu laufen und da sehe ich das was Du oben beschrieben hast gleich reihenweise. Dein Vorgärtchen ist bunt und fröhlich und hat auch für die kleinen und kleinsten Insekten viel zu bieten. Ich mag das und den Staketenzaun dazu♥

    Herzlichst
    Kerstin und Helga

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  2. Dieser Beitrag spricht aus meinem Herzen. Auch ich finde 'Soldatenblümchen' nicht schön. Blümchen müssen nicht perfekt in Reih und Glied stehen und möglichst alle in die gleiche Richtung schauen. Geometrisch perfekt angelegte Vorgärten mit wenigen Pflanzen, die eventuell nicht bienenfreundlich sind, mag ich gar nicht.
    Wie schön, wenn die Augen in den Vorgärten eine Vielfalt entdecken dürfen. Dann verweilt man gerne mal am Zaun und schaut Insekten zu, wie sie die Blüten besuchen.
    Ich freue mich darauf, wie Euer Vorgarten im Frühling ausschaut. Genauso natürlich zeigen sich meine Staudenbeete, die einen Kontrast zum aufgeräumten, leeren Garten der Nachbarn sind.
    Ingrid, die Pfälzerin wünscht Dir ein schönes Wochenende.

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  3. Was für ein schöner - und wichtiger - Beitrag. Der Vorgarten ist so wichtig, trotzdem gestalten ihn soviele nur mit Schotter... Deine Bilder sind toll.

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  4. Dein Vorgarten gefällt mir super! Wenn Schotter im Vorgarten die Visitenkarte der Besitzer sein soll, möchte ich sie nicht kennenlernen. Deiner ist sympathisch!
    Viele Grüße
    Elke

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  5. Hallo Stephanie,
    der Vorgarten ist das Entree in den Wohnbereich und deiner spiegelt deine Naturverbundenheit wider. Die Schottergärten, die nun so trendy sind, nennen wir hier die Gärten des Grauens, denn ich finde sie grauenvoll und kann ebenfalls nicht nachvollziehen, wie man ein Haus mit Garten möchte und dann die Natur verbannen will. Übrigens gefällt mir die Hausansicht mit den wunderschönen Fenster-Klappen.
    Lieben Gruß, Marita

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  6. Ein Vorgarten kann kaum schöner gestaltet sein, auch das mit den Schneeglöckchen-Meer stelle ich mir wunderbar vor.

    Liebe Grüße
    von Anke

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